Die Queen beugt sich seufzend
vornüber und krault Dogge. Kleinchen und Lilliput klopfen. Sie
werden nicht gehört. Öffnen neugierig die Türe. Dogge leckt die
Queen zwischen den Beinen. Es sieht aus Lilliputs und Kleinchens
Position so aus, als würden die beiden sexuell miteinander
verkehren. Kleinchen schließt die Türe wieder.
Kleinchen:
O.
Aber.
Lilliput:
Noch
nicht bemerkt, dass sie auf Tiere steht?
Die Queen?
Kleinchen:
Ich
glaubs nicht.
Lilliput:
Dann
trau deinen Augen.
Pocht nochmal.
Queen:
Herein!
Ach Kleinchen.
Und der Zwerg.
Lilliput:
He!
Queen:
Möge
der Zwerg verschwinden.
Die Queen hat mit Kleinchen allein zu reden.
Lilliput:
Aber
ja.
Dogge:
Kläff
wurr und fauch.
Queen:
Ja,
lauf du auch noch bisschen raus.
Dogge:
Wauja,
meine Queen.
Auja.
Als die beiden die Tür geschlossen haben.
Dogge:
Und?
Die Show gerockt?
Lilliput:
Sowas
von.
Dogge:
Ich
sags ja.
Ich inszenier eine kleine Leckliebeszene.
Ihr platzt dazu.
Schon sind alle verzweifelt.
Wie geil.
Wir treiben den Dorn zwischen die.
Oder Keil oder was.
Hab ich Recht.
Lilliput:
Au
ja, Wauzi.
Darf ich dich kraulen?
Giggelnd gehen die beiden zur Seite.
Dogge:
Bleiben
wir da hinten.
Beobachten die Szenerie.
Wenn die Queen verrückt wird, bist du dran.
Lilliput:
Deal.
Hinter der Türe,
im Zimmer der Queen. Lilliput und Dogge gucken durch das
Schlüsselloch, Kleinchen und die Queen schweigen einander eine Weile
an.
Kleinchen:
Alles
gut?
Queen:
Nein.
Bin traurig.
Kleinchen:
Ich hätte
gern, dass du einmal bei mir zusammen brichst.
Weißt du, was mich nervt?
Du tust immer so, als hättest du alles unter Kontrolle.
Das nervt.
Queen:
Stimmt
nicht.
Kleinchen:
Man merkt
mir nicht an, dass ich einmal ein Mathematikgenie war, oder?
Queen:
Doch, klar.
Kleinchen:
Ich wirke
so, als wäre ich ein Waschlappen.
Queen:
Blödsinn.
Kleinchen:
Magst du
lieber Mathematik oder Nachhaltigkeitsblasen?
Queen:
Ich
persönlich zieh die Mathematik vor.
Sie ist logisch.
Man kann sie begreifen.
Eine Gleichung löst man einmal.
Dann ist sie gelöst.
Aber im Leben.
Da fällt man immer wieder hin.
Die Gefühle, die löst man nicht einmal.
Nicht einfach so.
Ich finde das ziemlich unnötig.
Kleinchen:
Aber bei
jedem Hinfallen ist es auch leichter, wieder auf zu stehen.
Man weiß dann, wie es geht.
Queen:
Aber
trotzdem, leichter wird es nicht.
Kleinchen:
Vielleicht nicht gleich.
Queen:
Und wenn
ich nach diesem Mal hinfallen liegen bliebe?
Wenn ich endlich liegen bliebe?
Bliebst du dann hier, Kleinchen?
Stille.
Ich bin so müde.
Was will diese Schwerkraft von mir.
Kleinchen:
Du hast
Angst.
Queen:
Ja.
Kleinchen:
Aber Die
Liebe ist eine Gabe, keine Schwäche.
Queen:
Sie macht
einen kaputt.
Kleinchen:
Verflatter
gern mein Dasein so in dir.
Wennst denn magst.
Ehrlich.
Queen:
Eine
Kitschwelt hätt ich jetzt gern.
Die Welt ist ein Amusementpark wenn man wen lieb hat.
Sollen alle glücklich sein, Kleinchen,
Tät nur die Brustmuschel nicht so arg weh.
Ehrlich.
Königlicher ist wems gut geht.
Wer fun hat.
Königlicher als der der leidet.
Meinst nicht.
Bin so unruhig grad.
Ich glaub ich brauch Musik.
Tekkno oder.
Tanzen wir?
Sie macht Musik. Queen nimmt ein paar alte Schwerter von der Wand.
Queen:
Mein
Erbe.
Mama Amazona hat mir schon in der Gebärmutter beigebracht, mit denen
zu Kämfepn.
Meine Schlachtschwerter.
Geil, oder?
Kleinchen:
Äh.
Sie beginnt, zu fechten. Dabei tut sie Kleinchen bewusst weh.
O du Armer!
Hab dich verletzt?
Kleinchen:
Nur
bissi am Arm geritzt.
Don´t worry.
Queen:
Hast
Angst vor mir.
Kleinchen:
Wie
Blumen vorm Licht vielleicht.
Ehrlich.
Queen:
Also nicht.
Dein gewitterdunkles Gesichtchen leuchtet.
Kleinchen:
Hast mich ordentlich durchkeilt im Kampf.
Queen:
Die
Marspriesterin hats mir beigebracht.
Egal, muss los.
Kleinchen:
Bleib
da.
Weißt, du bist fein.
Kannst weich und warm sein,
Was bringt denn das ringen?
So Furiengeplänkel?
Du könntest einfach deine Zartheit zeigen.
Die ist ganz eigen.
Ehrlich.
Brauchst keinen Kampf dafür.
Wozu die Granatenfelder.
Die blutigen Körper der Zivilisten.
Wenn du nach innen gingst-
Queen:
Ein
jeder geht.
Ich stell meine Spiegel auf.
Bin nirgends sicher.
Waffen in Betten.
Unter die Matratzen gekeilt.
Wer bei dir schläft kann dich angreifen.
Nachts sind alle gleich wehrlos.
Ich stell mir die Spiegel auf.
Schneid deine Brust weg hat Marsgöttin gesagt.
Kleinchen:
Und
die Babies?
Queen:
In- Vitro.
Kleinchen:
Hat
aber doch keinen Reiz oder?
Queen:
Ich
weiß nicht.
Wir pumpen Sperma aus Männern.
Wenn das Schneegewand zerhaucht ist, quasi.
Im Frühling schon.
Hat ja mehr Poesie.
Die Reagensgläser schimmern im Sonnenlicht.
Die Schar der Krankenschwestern flüstert zart.
Entnimmt die Samenspenden.
Kleinchen:
Und
ich muss das jetzt auch tun?
Oder wie?
Queen:
Komisch.
Wie sich da was ins Herz brennt.
Rot wie Flamme.
Ist sein Blick.
Dabei sieht der doch hohl aus.
Ich verstehs kaum.
Oder.
Sie nimmt ein Schwert und will Kleinchen erneut verletzen.
Kleinchen:
Krass
ist die.
Fällt wie ein Blitz als Düsenjets ins Kampffeld ein.
Schneidet, zerreißt.
Liliput hat alles aus dem Hinterhalt mit Dogge beobachtet. Kommt
und greift sie an. Sie kämpfen. Liliput gewinnt. Queen schämt sich.
Kleinchen ist zu feig um zu handeln.
Lilliuput:
Gefangen:
Queen:
Mich?
Kleinchen:
Wir könnten ein kleines Baby machen.
Den neuen Gott der Erde maybe.
Queen:
Nie.
Kleinchen:
Lass sie gehen, Lili.
Lilliput:
Er
hat dich aber besiegt.
Kleinchen:
Es
geht doch nicht ums gewinnen.
Wir können sicher gemeinsam-
Queen:
Nein.
Kleinchen:
Du
bist immer noch MEINE Untergebene, klar?
Also ab!
Wir gehen.
Queen:
Muss
sagen: das mit dem Kampf.
Das klingt mir eigentlich recht fein, Kleinchen.
Bin dabei.
Kleinchen:
Was?
Lilliput:
Yippi
yeah.
Queen:
Morgen
früh mit Laser, Gammastrahlen und Biochemie!
Deal!
Kleinchen:
Aber.
Queen:
Dulde keine Widerrede.
Dogge.
Bring die Gäste nach draußen.
Dogge:
Deal.
Sie gehen ab.
Queen:
Ich
war hell und leicht.
Wie Sternrest
Gestern.
Als es dich gab
Als ich dachte, es
gab dich.
Kleinchen.
Ich schrieb die
Lieben in den Wind.
Die trug das Licht.
Es schrieb in den
Sand: wir.
Gestern.
Pause.
Ich zählte die
Sterne, die Unsterne, die Seesterne.
Es rief ein Meer
nach mir.
Kam von Innen.
Gestern.
Bis ich darin Salz
wurde.
Grenzenlos.
Pause. Sie nimmt die Cybermelone ab.
Jetzt aber:
Fort du.
Ich gefallen
Das Licht ging
wieder an:
Die Lieben gezählt.
Gesichter verloren.
Sie nimmt die
Perücke ab. Ein kahler Schädel kommt zum Vorschein.
Nie neugeboren.
Unstern.
Nur mehr: gestern.
9. Szene
Vor dem Zimmer der Queen.
Lilliput:
Hab Kleinchen hingelegt.
Dogge:
Gut
gerockt.
Lilliput:
Stolz
auf uns.
Dogge:
Auja.
Remote- control tritt auf.
Remote-
control: Erzählt
mehr!
Dogge:
Frag
doch die Queen.
Wir gehen jetzt Gassi.
Pissi.
Wau und knirsch.
Stimmt´s Tittiput?
Lilliput:
Ich heiß Lilliput!
Dogge:
Put, put!
Gehen giggelnd ab.
Remote-
control: Was
gibt’s da zu giggeln?
Geht ins Zimmer und sieht die blasse Queen.
Du röchelst.
Flattert dir das Haar vom Scheitel runter.
Ist nicht sexy, ehrlich.
Nimm mal deinen Hut ab.
Liebe macht unattraktiv und verwundbar.
Ist es nicht wert.
Zu sich selbst.
Dämliche Dogge aber auch.
Bescheuerte Zwergenfrau.
Queen:
Bin
erschöpft bis in den Tod hinein.
Wie kann das sein?
Den unterscheidet nichts von der Scheiße, zu der er zurück kehrt
irgendwann.
Und doch: soll er mich heimnehmen.
Mit sich schleifen.
Mit mir seine Oköstreifen düngen.
Dass die Hunde mich zerfleischen.
Die Vögel mich fressen.
Egal, egal.
Erde werden.
Mann, bin ich matt.
Schmerzen, Schmerzen-
Remote will gehen.
Queen:
Bleib.
Remote-
control: Im
Tod noch deine: Remote- control.
Weißt doch.
Ehrlich.
Was steht an?
Queen:
Ich zieh in den Kampf.
Gegen Kleinchen.
Der hat mich betrogen.
Liebt die Gnomin.
Sag´s keinem.
Ich habe geweint.
Remote-
control: Never!
Was nun?
Queen:
Finsternis
als Zelt wär cool.
Kann man das computeranimieren?
Ich will sterben, ehrlich.
Remote- control nickt und tippt etwas in ihr I- Phone hinein.
Remote-
control:
Finsternis als Zelt, Deal.
Die Wissenschafter arbeiten daran.
Und sonst?
Queen:
Werd
den zerdreschen!
Ich will Schnittereien!
Lecken sollen die Zivilisten uns die Asche der letzten verbrannten
Bäume von den Füssen.
Fusstaub werden, zerbröseln.
Ehrlich.
Wir fallen als Donnerkeile herunter auf ihre Hirne.
Es regnet uns: Skyborgs, Hybridwesen, geklonte Embryonen.
Präparatoren, Diktatoren.
Remote-
control: So
gefällst mir, Queen.
Mein Stein!
Mein gefühlloses Da sein!
Mänade die durch die Lüfte pufft.
Ihre Ausgase verpuffert.
Und alle Doggen heulen.
Und Blut trieft.
Ehrlich.
Jag ihm den Pfeil durch den Hals, den Laserstrahl, Queen!
Rock the show.
Ja, geil.
Rein den Zahn. Zerreiß ihn. Iss ihn auf.
Queen:
Ja.
Geh jetzt.
Ich richt mich zum Kampf.
Remote-
control: Zu
Befehl, meine Einzige.
Bis später.
Queen,
vor dem Spiegel, singend: Stell
deine Spiegel auf.
Bist nirgends sicher.
Augen aus Pappe.
Haut aus Papier.
Zieht eine messerscharfe Glasrüstung an.
Menschen sind Tiere.
Sei nie verwundbar.
Häng dir die Tarnkappe.
Übers Gesicht.
Setzt die weißhaarige Perücke auf.
Unsichtbar bist du dann.
Zieh deine Rüstung an.
/Panzer aus Gold/.
Setzt die Cybermelone auf, von der jetzt goldene
Laserstrahlen ausgehen.
Ritterkind Schildkröte.
Fahr deine Glieder aus.
Haut aus Papier.
Nimmt Schwert 1 in die Hand.
Stell deine Spiegel auf.
An deren Blick vorbei.
Weißt, du bist durchsichtig.
Menschen sind Kerben.
Legt es zurück. Nimmt Schwert 2 in die Hand.
Menschen sind Keile.
Reiben das Herzchen auf.
Ritzen den Blutkreislauf.
bist nirgends sicher.
Hängt beide Schwerter wieder auf. Greift nach einer
weißen Pumpgun, die auch an der Waand hängt.
Splitterkind Schieferchen:
stell deine Spiegel auf.
Betrachtet sich im Spiegel. Licht aus.